Josef Mikl gilt als einer der prägendsten Künstler Österreichs nach dem Zweiten Weltkrieg. 1929 in Wien geboren, lebte und arbeitete er bis zu seinem Tod 2008 in seiner Heimatstadt.
Seine Biographie listet beeindruckende internationale Erfolge, zahlreiche Ausstellungen und Ehrungen auf. So war er unter anderem auch 1968 mit seinem malerischen Werk Österreichs Vertreter auf der Biennale von Venedig. Nicht nur daran kann man seine künstlerische Bedeutung messen, sondern auch an seinen vielfältigen und prominenten Aufträgen, für die er verpflichtet wurde. Neben Glasfenstern - unter anderem für die Friedenskirche in Hiroshima 1959 - gestaltete er für den sakralen Gebrauch Kelche und Messkleider. Auch entwarf er Plakate, Bühnenbilder, Kostüme für Theateraufführungen und designte Schmuck und Kleidung.
Mit seinem Namen verbindet man nicht nur seine langjährige Professur an der Akademie der bildenden Künste in Wien, sondern auch seine Mitgliedschaft in der legendären Gruppe Galerie St. Stephan (Wolfgang Hollegha, Josef Mikl, Markus Prachensky, Arnulf Rainer), die richtungsweisend für viele späteren Künstlergenerationen waren. Unauslöschlich mit der österreichischen Kunstgeschichte verbunden ist Josef Mikl aber vor allem durch seinen größten öffentlichen Auftrag: Die Ausgestaltung des Großen Redoutensaals in der Wiener Hofburg. Nachdem 1992 ein verheerender Brand die Ausstattung des Großen Redoutensaales vernichtet hatte, entschloss sich die Republik Österreich für eine Neugestaltung. Mit Hilfe eines Wettbewerbes sollte der geeignete Künstler gefunden werden. Mit seinen auf Texten von Karl Kraus, Johann Nestroy, Elias Canetti und Ferdinand Raimund basierenden Gemälden beeindruckte Josef Mikl und konnte die Jury für sich gewinnen. In Öl auf Leinwand malte er zwischen 1994 und 1997 das 404 m2 (34,80x11,60 m) große Deckenbild und die 22 Wandbilder mit einer Gesamtfläche von 214 m2. Der Große Redoutensaal gilt als österreichischer Staatssaal und da in den nächsten Jahren das Parlament renoviert wird, fungiert dieser Saal nun auch als Sitzungssaales der Abgeordneten.
Josef Mikls malerische Arbeiten wirken auf einen für seine Kunst ungeübten Betrachter fälschlicherweise oft abstrakt. Mehrmals betonte Mikl selbst: Gegenstandslose Bilder gibt es nicht. Bei längerer Betrachtung, unter zu Hilfenahme des Bildtitels und eine Phase des „Einschauens“ in die Bilder, erkennt man die Formen und das Dargestellte, die meist auf Gegenstände oder der menschlichen Figur basieren. Einmal in seine Formen- und Bildsprache eingetaucht, ergibt sich eine spannende Wahrnehmung mit neuen Eindrücken. Über dieses Einschauen, das Beschäftigen mit der Kunst, meinte der Künstler selbst: Wenige verstehen Bilder richtig, man will zuerst denken und dann schauen. SCHAUEN ist die geistige Arbeit.
In dieser Ausstellung werden zwei Glasfensterentwürfe, die für die Kirche St. Stephan in Amstetten gedacht waren, präsentiert, die aber im Gegensatz zu vielen anderen, nicht realisiert wurden. Aber gerade diese beiden Entwürfe zeigen Mikls dynamische und farblich intensive Formensprache, die er – ganz auf die Ausführung in Glas konzentriert - mit gestischen Pinselstrichen und seiner unverkennbaren Handschrift zu Papier brachte.
Josef Mikl wird und wurde von seinen Zeitgenossen auch für seinen Intellekt und literarische Belesenheit sehr geschätzt. Das rührt daher, dass er sich intensiv mit Literatur auseinander und so entstanden unter anderem zu Nikolai Gogols Tote Seelen große Werkzyklen. Der Künstler selbst schrieb zahlreiche Texte über Künstlerkollegen und bezog Stellung zu verschiedensten Themen.
Dass er auch ein feinsinniger Satiriker war beweisen seine zahlreichen satirischen Schriften, die er seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn in Bücher und Blätter zeichnete, vor Publikum vortrug oder in Zeitschriften und Büchern veröffentlichte. Neben bissigen Angriffen auf unliebsame Zeitgenossen waren vor allem Journalisten und Redaktionen Ziel des Spottes, die er auf verschiedenste Weise zu Tode kommen ließ. Mit seiner „Journalistenfresserin“ Hawranek reagierte er in zahlreichen Arbeiten auf ungerechtfertigter und bittere Kritik, die er gerade in seinen Anfangsjahren in Form von Kinderzeichnungen notierte. Diese sogenannten „Kinderbücher“ widmete er Kindern von Freunden, obwohl sie eigentlich an Erwachsene gerichtet waren. Eines dieser „Kinderbücher“ wird in dieser Ausstellung präsentiert. Acht Blätter zeigen jeweils eine Episode aus dem den Kindern des Designers Carl Auböck gewidmeten Buches mit je einem „Mord“ an einem Journalisten: So stirbt etwa Maximilian Papier – eine Kunstfigur – dadurch, dass er von einer Marzipankugel getroffen wird. Josef Mikls satirische Schriften sind nie bierernst, sondern immer mit einem ironischen Augenzwinkern zu sehen.
Gerade die in dieser Ausstellung gezeigten Arbeiten von Josef Mikl zeigen den vielschichtigen und umfangreich künstlerisch agierenden Künstler, dessen Bedeutung für die österreichischer Kunstgeschichte unbestritten ist.
Der Text ist anlässlichlich der Ausstellung von Brigitte Bruckner und Josef Mikl in St. Petersburg 2018, entstanden