Theater und Malerei
Im Theater sind die Auftritte von einem, von zwei Komödianten die spannenden, die konzentrierten, kommen weitere dazu, wächst die Gefahr, es entsteht Zerstreuung, Verwirrung.
Je größer die Anzahl der Schauspieler, desto größer die Anzahl der Nichtbeteiligten, der Dilettanten, der nicht ausgefüllten Stellen.
Die guten Theaterstücke, die guten Opern, die gute Malerei entgingen dieser Gefahr von alters her.
Wer mehr wegnimmt, bringt mehr.
Nur wenige Große konnten es anders.
Das Publikum liebt die Statistenopern wegen ihrer Massenauftritte.
Bei Canetti kann man vieles über die Massen lernen.
Sie ist schwer zu bändigen und trotzdem primitiv leicht zu beherrschen.
Schinkenmalerei, Schlachtenmalerei, Politikermalerei sind durch ihre Anhäufungen immer primitiv -
nur Altdorfer malte seine Alexanderschlacht apokalyptisch.
Er malte die Warnung vor der Menge.
in:
Josef Mikl: Theater und Malerei. In: Josef Mikl (Hrsg.): Josef Mikl. Johann Nestroy Häuptling Abendwind Vorarbeiten Bühnenentwürfe Ölbilder Graphik 1994-1998. Wien, 1999, o. P. (mit Texten von Otto Breicha, Helga Dostal, Karl Kraus, Ferdinand Kürnberger, Josef Mikl, Johann Nestroy, Sigismund von Radecki).
Josef Mikl, Brigitte Bruckner (Hrsg.), Josef Mikl, Arbeiten 1997 - 2008, Wien 2009, S 107